Elly, unsere liebe Grauviehkuh, soll berühmt werden? Ehrlicherweise nahmen wir die erste Anfrage nicht ganz ernst. Der Anruf, ob wir über eine (oder besser zwei) Kühe verfügten, die (gemeinsam) einen Karren ziehen könnten, war Mitte Mai 2022. Da hatten wir Elly gerade in den Kartoffeln fürs Anhäufeln eingesetzt. Das Vielfachgerät hatte sie auch schon gezogen. Aber einen Karren? Und dann hätten wir auch nur eine Kuh. Unser Ochse war und würde wohl auch nie so weit kommen.
Aber der Gedanke mit der Vorstellung, dass unsere schöne Kuh in einem Film mitspielen könnte, lies uns nicht mehr los. Als die Produktion dann entschied, das Drehbuch auf nur eine Kuh anzupassen, waren wir schon quasi engagiert. Wir kriegten nur spärliche Infos, was die Kuh alles können sollte und wie ungefähr der Plot der Geschichte aussah. Da es sich um eine Buchverfilmung handelt, kaufte ich mir kurzum das Buch und las es. Die Handlung spielt um 1870 in der Schweiz und ist in einem kurligen Mix aus Hochdeutsch mit schweizerdeutschen Ausdrücken geschrieben. Wenn das Buch auch keine "schöne" Geschichte beinhaltet, spielt die Kuh (oder im Buch eben die zwei Kühe) eine zentrale Rolle. Unter anderem wird das ganze Hab und Gut des Hauptfigurenpaares mit Kuh und Karren transportiert. Und das galt es unter anderem nun auch zu üben.
Praktischerweise stand noch so ein alter Einspänner-Milchkannenwagen auf dem Hof herum, den wir nutzen konnten, um Elly auch mit etwas mehr Gewicht einzufahren. Zuerst nur flach und geradeaus, bis wir uns dann auch an etwas stotzigere Wege (mit zuerst noch Stosshilfe ;-)) und Kurven wagten. Elly machte super mit und schon bald hatten wir eine Kuh, die einfach eingespannt, einen leichteren Wagen in diversem Gelände ziehen und mit kreuzenden Beinen wenden konnte. Clickertraining, Target, Fliegenspray und Apfelbelohnungen spielten dabei Schlüsselrollen.
Wärend das Training im Sommer also gut voranschritt, hatten wir noch diverse organisatorische Schwierigkeiten zu meistern. Der Dreh sollte im September im Graubünden und Tessin (!) stattfinden, was bedeutete, dass auch Kriterien für die Unterkünfte für Elly definiert und Transportgefährte organisiert werden mussten. Die Tatsache, dass sich die Drehpläne mit den Drehtagen noch etwa sechsmal ändern sollten, erschwerte die Organisation auch bezüglich unserer persönlichen Verfügbarkeiten zusätzlich.
Dazu kam die Materialschlacht, mit einem historischen Karren aus einem deutschen Museum mit zu kurzen Landen und einem historischen Berner Kuhkummet, das dann aber noch ein Hintergeschirr und Bauchgurt mit Riemen (ähnlich einem Selett beim Pferde-Einspännergeschirr) benötigte. So stand der Sattler schlussendlich (aber nur eine Woche vor Drehbeginn!) bei uns auf dem Hof, damit alles kuhkonform angepasst werden konnte. Ah und ein Halfter ohne Metall musste auch her. Da konnte uns ein Bauer aus dem Nachbartal aushelfen. Vielen Dank!
Und so schrieb ich schlussendlich noch eine Packliste, was wir alles für Elly und uns mitnehmen mussten. Mein erster Einsatz mit ihr würde gerade eine Woche dauern, womit es auch diesbezüglich einiges abzuklären und organisieren gab.
Etwas unsicher, was uns an diesem Drehset erwarten würde und wie Elly mit dem Trubel umgehen würde, aber auch voller Vorfreude und Zuversicht, holte ich dann am Samstagmorgen des 3. Septembers die Viehbänne für den Transport ins Bergell.
Und was uns unterwegs und vor Ort erwartete, erfahrt ihr im nächsten Beitrag... :- )
Bis bald!
Hoi Vera Sehr schön erzählt mit coolen Bildern. Gratuliere!...😊 Nur etwas verstehe ich nicht: Was ist ein Fliegenspray und wie soll der helfen, dass Elly die Beine kreuzt?...😲